[Gastrezi] Jilliane Hoffman - Cupido

23:00 Sarah vom Tintenblog 0 Comments

Die attraktive junge Chloe steht am Anfang einer steilen Karriere. In nur wenigen Tagen wird sie das Juraexamen hinter sich gebracht haben, und eine viel versprechende Stelle in einer Anwaltskanzlei ist auch schon in Sicht. Fehlt nur noch der passende Mann -- und Chloe hofft inständig, dass ihr Freund Michael nach zweijähriger Beziehung endlich den Mut aufbringt, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Da bricht das Unerwartete in ihren so normalen Alltag ein: Chloe wird das Opfer einer schrecklichen Gewalttat. Ein maskierter Mann dringt eines Nachts in ihre Wohnung ein und vergewaltigt die junge Frau auf brutale Weise. Nur durch Zufall kommt Chloe mit dem Leben davon. Der unbekannte Täter wird nie gefasst.
Zwölf Jahre später arbeitet Chloe alias C.J. Townsend als hartgesottene Staatsanwältin in Miami -- die Beste in ihrem Fach. Eines Tages nimmt die Polizei bei einer Verkehrskontrolle einen Mann fest, der im Verdacht steht, mehrere junge Frauen ermordet und verstümmelt zu haben, und C.J. wird mit der Anklage betraut. Doch als sie dem mutmaßlichen Mörder gegenübertritt und seine Stimme hört, bleibt ihr fast das Herz stehen: Dies ist der Mann, der sie vor zwölf Jahren vergewaltigt hat. Die abgebrühte Anwältin C.J. wird in einen tiefen Gewissenskonflikt gestürzt. Eigentlich müsste sie den Fall wegen Befangenheit ablehnen. Andererseits bietet sich ihr die einmalige Chance, sich an dem Mann zu rächen, der beinahe ihr Leben zerstört hätte.

Der Thriller „Cupido“ von Jilliane Hoffman spielt zunächst im Jahr 1988 in New York und 2000 in Miami.

Chloe, eine ausgesprochen hübsche Jura-Studentin, streitet sich an einem Abend mit ihrem Freund und beschließt daher, die Nacht allein in ihrem Apartment zu verbringen. Dort erlebt sie den Albtraum jeder Frau, sie wird auf brutalste Art und Weise von einem Mann mit einer Clownsmaske vergewaltigt und zum Sterben zurückgelassen. Sie wird jedoch gefunden, überlebt und ihr bisheriges Leben bricht komplett zusammen.
Im Jahr 2000 ist aus Chloe, der Studentin, CJ, die Staatsanwältin geworden. Zusammen mit den Ermittlungsbehörden jagt sie den Serienkiller und Vergewaltiger „Cupido“. Dieser wird gefasst und im Laufe der Befragung bemerkt CJ, dass es sich bei Cupido um den Mann handelt, der sie damals vergewaltigt hat. Auf nicht immer ganz legale Art und Weise nutzt sie ihre Chance, ihren Peiniger hinter Gitter zu bringen.

Ich möchte jetzt nicht komplett den Inhalt wiedergeben, um einem Leser nicht den Wow-Moment zu nehmen.

Bei Cupido handelt es sich meiner Meinung nach um einen Thriller der Extraklasse. Man hat den Eindruck, schon alles zu wissen, der Täter steht von vorne herein fest, er gibt die Vergewaltigung von Chloe auch zu, was diese jedoch abstreitet, um den Fall nicht zu verlieren. Diese Tatsache bedeutet aber nicht, dass der Ablauf der Handlung langweilig wird. Die Ermittlungen bleiben spannend, es kommt wieder und wieder zu Komplikationen. Zum Schluss kommt es noch mal zu einer unerwarteten Wendung, über die ich jetzt nichts verraten werde.

In der Story gibt es –natürlich- auch eine Liebesgeschichte. Nein, dadurch wird der Thriller nicht schmalzig-romantisch, die angehende Liebesbeziehung zwischen CJ und ihrem leitenden Ermittler Nick Falconetti fügt sich gut in den Handlungsablauf ein, das heißt, nichts läuft harmonisch und einfach ab, dafür hat CJ zu viel Angst, dass Nick von der Vergewaltigung an ihr erfährt. Die beiden Charaktere sind zwar teilweise etwas klischeebehaftet, CJ als zwar grundsätzlich toughe Staatsanwältin, die allerdings durch die Vergewaltigung stark traumatisiert wurde und Falconetti, der ihr Fels in der Brandung ist, der klassische „starke Mann“, der die kleine, schwache Frau beschützen will. Auch die Nebenfiguren sind leicht in Schubladen zu stecken. Ms Rubio, die Anwältin Cupidos, wird als harte Verteidigerin dargestellt, die in diesem Fall ihre Karrierechance sieht, aber doch ein Gewissen hat, Cupido, William Bantling, der über keinerlei Unrechtsbewusstsein verfügt und sich nach seiner Verhaftung auch noch ungerecht behandelt fühlt, ein Emporkömmling, der Angst hat, alles zu verlieren. Officer Chavez, ein junger Polizist, der hart sein will, aber eigentlich tatsächlich noch ein vollkommener „Frischling“ ist und zuletzt der Psychiater Gregory Chambers, der sich sehr korrekt und loyal seinen Patienten gegenüber verhält und CK helfen möchte. Natürlich gibt es noch andere Charaktere, aber die genannten sind für mein Empfinden die wichtigsten. Auch, wenn viele Klischees erfüllt werden, oder vielleicht auch grade deshalb, kann man sich gut in die Protagonisten einfühlen, es entstehen direkt Sympathien und Antipathien.

Zum Stil: Jilliane Hoffman trifft genau meinen Nerv. Sie schreibt flüssig, nicht zu verschachtelt und ihre Wortwahl ist umgangssprachlich, aber bis auf kurze Ausbrüche Bantlings niemals primitiv. Das Gesamtkonzept macht den Roman leicht lesbar und zu einer angenehmen Unterhaltung. Die Autorin schafft es, die totale Spannung aufzubauen und das, obwohl man davon überzeugt ist, den Täter zu kennen und eigentlich keine großen Überraschungen mehr erwartet. Als ich angefangen habe zu lesen, war ich sofort total vertieft und habe kaum bemerkt, wie die Zeit verflog. Beim nächsten Blick auf die Uhr war viel Zeit vergangen und das Buch zur Hälfte durch.

Sicherlich haben wir hier kein neues Thema, die Idee war in verschiedenen Formen bei diversen Autoren in ähnlicher Form schon da. Trotzdem ist es nicht weniger spannend und durch den Hintergrund der Autorin, die selbst Staatsanwältin war und daher auch Ahnung von der Ermittlungsarbeit hat, wirkt es authentisch und glaubwürdig. Langeweile kam nicht auf, auch die berühmten „Längen“, die manche Thriller leider haben, sind hier nicht vorhanden.

Bei der Geschichte, grade, wenn es um die Vergewaltigung CJs geht, wird man, grade als Frau, sehr nachdenklich. Man ist erschrocken, wie leicht es jedem passieren kann, sogar in den eigenen vier Wänden, in denen man sich eigentlich sicher und beschützt fühlen will / sollte.

Das mir vorliegende Buch ist eine Sonderausgabe von Bild, der Einband ist schlicht, aber ansprechend gestaltet. Weitere Bilder gibt es in dieser Ausgabe nicht. Es sieht im Bücherregal gut aus

Mein Fazit zu diesem Buch: Ich bin absolut überzeugt und kann es kaum erwarten, mehr von Jilliane Hoffman zu lesen. Der Folgeband „Morpheus“ hat schon seinen Weg in mein zu hause gefunden und wartet darauf, gelesen zu werden.

Diese Rezension wurde von Sonja verfasst :)

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[Rezi] Tinka Wallenka - Happy Halloween

07:40 Sarah vom Tintenblog 0 Comments

 Bei "Happy Halloween" handelt es sich um eine Sammlung von sieben Kurzgeschichten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: ihnen haftet etwas Spuk an!



Inhalt: 1. Ball der Toten / 2. Der Quellgeist / 3. Heimkehr / 4. Sturz ins Ungewisse / 5. Wiedervereint / 6. Gefecht im Halbdunkel / 7. Samhain -Auf ewig gebunden

Happy Halloween von Tinka Wallenka beinhaltet 7 Kurzgeschichten, welche ich einzeln bewerten möchte, da sie unterschiedlich wie Tag und Nacht sind. Vorweg möchte ich aber sagen, dass ich zusätzlich darauf eingehen muss, was für eine Wirkung ich mir auf Kinder vorstellen kann, denn diese besitzen eine ganz andere Fantasie und finden viel mehr gruselig als wir Erwachsene. Ebenso werde ich euch so ziemlich alles verraten, da ich der Meinung bin, ihr solltet wissen, was ihr euren Kindern so vorliest :P

Die erste Kurzgeschichte heißt ‚Ball der Toten‘ und ist wirklich sehr kurz und ich empfand sie eher als eine Art Anleitung. Die Toten steigen aus ihren Gräbern um einen Ball zu feiern und dementsprechend zu tanzen. Diese Toten, die für uns ja oftmals eher als negativ und angsteinflößend zählen, wirken aber gar nicht böse sondern eher, als wenn sie einfach nur ihren Spaß haben wollen. Für Kinder könnte die Geschichte dann gruselig werden, wann man danach an einem Friedhof vorbei kommt oder sogar eine nächtliche Tour darüber unternimmt. Ich weiß nicht, ob heutzutage so etwas noch gemacht wird :D


Die zweite Kurgeschichte heißt der Quellgeist. Ein Junge muss die Ferien mit seinen Eltern auf dem Campingplatz verbringen, welche sich aber die ganze Zeit nur streiten. Er geht spazieren und findet irgendwann nicht mehr zurück, er bekommt Angst. Doch dann erscheint etwas auf dem Wasser, es spricht sogar mit ihm und nennt sich ‚Quellgeist‘. Dieser Quellgeist führt ihn zurück zu seinen Eltern, welche vor Sorge beinahe umgekommen sind und sich dadurch wieder näher kamen. Schlussendlich darf der kleine Junge zu seinen Freunden ins Ferienlager. Leider konnte ich an dieser Geschichte nichts gruseliges entdecken, eher im Gegenteil, mir sagte es eher, dass man auch den Erscheinungen ruhig mal trauen darf. Was allerdings die kindliche Fantasie damit anstellt, das ist eine andere Sache.


Die dritte Kurzgeschichte nennt sich ‚Heimkehr‘ und beschreibt schlicht und einfach die Heimkehr, zu einer Haltestelle und die Fahrt mit der Bahn. Ich fand diese Geschichte leider am schwächsten, da sie nichts magisches oder gruseliges beinhaltet, außer für all jene, die panische Angst davor haben, sich nachts draußen aufzuhalten. Für diese sollte sie allerdings der pure Horror sein…

Weiter geht’s mit ‚Sturz ins Ungewisse‘. Ein junges Mädchen ist neu an der Schule und schafft es recht schnell, den gutaussehenden Jungen um den Finger zu wickeln. Aufgrund eines von ihr verzettelten Unfalles verletzt er sich stark das Bein, so dass er ins Krankenhaus muss. Sie bringt ihm die Hausaufgaben, auch nachdem er entlassen wurde, da er noch nicht in die Schule kann. Doch dann sieht sie einen Jungen im Park mit einem Welpen toben, der ihm verblüffend ähnlich sieht, doch er liegt doch verletzt zuhause. Als sie ihn dann besucht, stellt sich heraus, dass der Junge verdammt schnell heilt und dies sein Geheimnis ist, welches er nicht zugeben konnte, da viele dann Angst vor ihm hätten. Sie aber nicht, sie akzeptiert ihn wie er ist. Ebenfalls keine gruselige Geschichte, aber eine Geschichte, die einen netten pädogischen Effekt hat: egal wie du bist, du wirst akzeptiert. Es handelt sich eher um eine Liebesgeschichte mit einem Mysteriösen Kern. 


Die Geschichte ‚Wiedervereint‘ bietet der kindlichen Fantasie wieder eine Menge. Eine Mutter mit Kind muss umziehen, und im neuen Heim angekommen, findet die Tochter direkt eine Spielgefährtin. Doch die kann keiner sehen… Die Tochter behauptet, dass es ein Geist ist, der sozusagen auf einen freien Platz im Himmel wartet, da es zu viele Tote auf einmal gab. Als dann ein Platz frei wird und der Geist verschwindet, hinterlässt diese der Tochter ein Abschiedsgeschenk. Ein Medaillon, welches der Vater der Mutter des Kindes schenkte, bevor er in den Krieg zog. Da wird sich ein Kind sicherlich überlegen, wie das sein kann, wie ein Geist an das Medaillon kommt. Ich fand die Geschichte nicht schlecht.


Die Vorletzte Geschichte nennt sich ‚Gefecht im Halbdunkel‘. Eine Truppe Krieger nächtigt in ihrem Lager, doch einer von ihnen hört ständig ein Geräusch. Erst will ihm keiner glauben – bis es alle hören und von einem Wesen angegriffen werden, das teils Mensch, teils Wolf ist. Als der Vollmond abnahm, da verwandelten sich diese Wesen zurück und es wurde ein leichtes, sie zu erledigen. Ich kann bei dieser Geschichte schlecht einschätzen, wie gruselig sie tatsächlich ist, aber ich glaube, dass sie für Kinder schon sehr gruselig sein kann. Wer mag schon nachts angegriffen werden? Das Ganze nimmt ein gutes Ende, so dass es trotzdem Kindsgerecht ist.


Die letzte Geschichte ist mein absoluter Favorit und nennt sich ‚Samhain – Auf ewig verbunden‘. Garvin wächst in einem Dorf auf, in dem an Halloween alles verbarrikadiert wird, aus Angst, die Toten kommen. Doch er ist neugierig und möchte wissen, was wirklich vor sich geht. Ein Mann, der ihm sofort ins Auge springt, sagt ihm, er sollte nachts an einen bestimmten Treffpunkt kommen. Und das tut Garvin. Zu seinem Schreck befindet sich dort aber auch seine geliebte, aber tote, Alana. Er geht einen Deal mit dem Mann, Simhain, ein. Er bekommt seine geliebte Alana wieder, doch dafür muss er seine Seele verkaufen. Garvin willigt schnell ein. Simhain ist ein Dämon und nennt Garvin seinen Namen, er solle ihn bloß nicht vergessen. Doch Garvin ist somit Alana beschäftigt, dass er diesen Hinweis gar nicht wahrnimmt. Der zweite Teil der Abmachung beeinhaltet, dass er die Schutzsiegel an den Häusern entfernen muss, so dass die Dämonen in die Häuser eindringen können. Am nächsten Tag ist das Dorf viel voller, viele haben sich ihre geliebten Personen zurückgewünscht und dafür ihre Seelen verkauft. Eines Tages kehren die Dämonen zurück, denn ein Ungleichgewicht ist entstanden. Simhain beharrt auf den Vertrag, mit dem ihm Garvins Seele gehört und Garvin könnte nur aus der Sache herauskommen, wenn er sich den Namen gemerkt hätte. Hat er aber nicht… So muss Garvin sich fügen und für den Dämonen Menschen töten, sobald ein Name aus der Liste abgehakt ist, wird ein neues hinzugefügt. So nimmt es nie ein Ende. Am Ende gibt es noch eine Warnung, dass Garvin jede Gestalt haben kann und man sich gut überlegen soll, wem man an Halloween die Tür öffnet.

Ich fand die Geschichte richtig cool, eindeutig die stärkste und gruseligste von allen. Kinder werden sich danach auf jedenfall zweimal überlegen, ob sie an Halloween rausmöchten. ;)


Der Schreibstil ist nett, ehrlich gesagt nichts wirklich besonderes, aber prima zu lesen und die kindliche Fantasie anregend. Erwachsenen würde ich den Kauf nicht empfehlen, doch um es vorzulesen halte ich es für ideal. Denn Kinder haben eine ganz andere Fantasie als wir, malen sich viel mehr hinzu oder ignorieren, was nicht gruselig genug ist. Es ist aber wirklich eher für kleinere Kinder, denn unsere 10-Jährige Jugend wäre viel zu abgebrüht für so etwas JIch persönlich hätte mir die Geschichten etwas länger und ausgebauter gewünscht, denn oftmals ist es weniger Gruselig als einfach mystisch.

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[Rezi] Kai Twilfer - Schantall, tu ma die Omma winken!

23:00 Sarah vom Tintenblog 2 Comments

Selbstlose Sozialarbeit mit Menschen, die in gesellschaftliche Schieflage geraten sind, ist etwas Ehrenwertes. Der Sozialarbeiter Jochen könnte die meisten seiner sehr speziellen »Kunden« allerdings zum Mond schießen. Unfreiwillig von der beschaulichen Kulturbehörde einer Kleinstadt in den Sozialdienst versetzt, wird Jochen direkt mit dem Härtefall der Unterschichtfamilie Pröllmann konfrontiert. Nach anfänglicher Orientierungslosigkeit in der Welt der Sonnenbänke und Glitzer-Handys fängt Jochen an, die Familie nebst Tochter Schantall in sein Herz zu schließen. Trotzdem muss er sich gelegentlich Luft machen, um Schantall, Tschastin und Co ertragen zu können. In dieser satirischen Abrechnung zeichnet Jochen schonungslos die Kuriositäten im Leben einer bildungsfernen Familie nach. Egal ob Kindergeburtstage bei McDoof, Dosensektpartys in Lloret de Mar oder erzwungene Kirmesbesuche mit der kompletten Sippschaft- Jochen ist nun Teil des Ganzen. Während sein ambitionierter Plan, Niveau in die Welt der Unterschicht zu bekommen, zum Scheitern verurteilt scheint, stellt sich ihm aus der Nähe betrachtet die Frage, ob nicht bereits ein bisschen »Schantall« in jedem von uns steckt.

 Ja, ich habe gesündigt und es gelesen! Zugegebenermaßen bin ich ein Mensch, der ganz gerne mal über Klischees lacht, selbst dann, wenn sie mich selbst betreffen würden. Ich bin zwar nicht wie ‚Schantall‘ aber dennoch gibt es ja immer Klischees, die zutreffen, ob man will oder nicht. Diese vollgepackte Ladung an Klischees die Kai Twilfer hier eingebaut hat ist meines Wissens nach auch der größte Kritikpunkt, den andere so nehmen. Aber mal ganz ehrlich: wer kauft bitte ein Buch, welches so heißt und einen derartigen Klappentext/Leseprobe hat und meckert dann über Klischees? Wer eine fachkundige Lektüre über irgendwelche Analysen des Kevinismus lesen wollte, sollte schon beim Titelbild umkehren. Daher stören mich diese ganzen Klischees und Vorurteile null. Im Gegenteil, ich musste teilweise wirklich schmunzeln und auch lachen. Allerdings war das lachen eher rar gesät, denn ‚Schantall tu ma die Omma winken‘ ist weniger lustig, als traurig. Und traurig auch nicht im herkömmlichen Sinne, sondern eher insofern, dass so ziemlich jedem von uns solche Begebenheiten bekannt vorkommen sollten, wenn auch vielleicht nicht von einem selber. Um ein Beispiel zu nennen: Haben wir nicht alle schon erlebt, wie top gestylte Jung-Mütter mit plärrendem Kind vor dem Einkaufscenter stehen und genüsslich eine rauchen? Na also J Ich muss dazu aber auch sagen, dass man dieses Buch einfach nicht zu ernst nehmen sollte, die Vorurteile sind stark überspitzt und auch nicht immer realistisch, dennoch kann man sich eine solche Chaos-Familie durchaus vorstellen. 

Den Schreibstil empfinde ich als angenehm, denn ich hatte schon Angst, dass der Autor sehr in die Fäkalsprache abdriftet, um das Ganze passender zu gestalten. Dem ist nicht so! Eher erzählt er trocken-ironisch. Ich habe bei einer Amazon-Rezension gelesen, dass jemand den Stil als gehässig und abgehoben beschreibt. Ich finde das nicht so, klar, durch die Klischeebombe fühlt man sich irgendwie erhaben und besser als Familie Pröllmann, dennoch schafft es Kai Twilfer, dass ich Schantall und Co dennoch irgendwie sympathisch finde. Ich habe nicht den Eindruck, dass er möchte, dass man sie hasst oder bereits vorhanden Hass und Vorurteile anstachelt. Im Gegenteil, sein Protagonist ist sogar sehr dicke mit den Pröllmanns und schwärmt unterschwellig sogar von ihnen.

Ich weiß, ich rede zu viel über Klischees – aber hey, das Buch lebt nun mal davon. Und um dem letzten Klischee-Meckerer zumindest ein wenig den Wind aus dem Segel zu nehmen: Ist es nicht tatsächlich oftmals so, dass, ich nenne es mal liebevoll ‚Menschen mit weniger Geld‘, beinahe immer eine sehr dicke ‚Glotze‘ und oftmals sogar eine getunte ‚Karre‘ besitzen, dennoch bei wichtigeren Dingen sparen wo sie können? Oder Rauchen und dennoch meckern, dass das Geld nicht für Lebensmittel reicht? Und wer sich nun selbst ein wenig ertappt, mich inklusive, dem sei noch gesagt, dass Kai Twilfer sogar erwähnt, dass ein wenig Schantall in jedem von uns steckt. Und das sehe ich definitiv auch so! Mir hat er bewusst gemacht, dass viele Klischees, die wir hartz-4 Empfängern und co entgegenbringen, auch auf uns selbst zu treffen, und genau dieses wollte uns der Autor auch nahe bringen. Ich möchte ihn nicht zu sehr in Schutz nehmen, denn natürlich ist das Buch teilweise sarkastisch böse, aber mir gefiel es nun mal. 

Was mir allerdings nicht so wirklich klar wird, wieso ein Beamter ausm Kulturbüro plötzlich als Sozialarbeiten arbeiten MUSS, also nicht freiwillig, sondern für ein Jahr gezwungen. Das kommt mir sehr abwegig vor. Als dieses Jahr rum ist, möchte unser ‚unerschrockener Sozialarbeiter‘ im Ãœbrigen nicht zurück in sein Büro, was für mich bestätigt, dass Kai Twilfer solche Familien nicht verabscheut.

Wer einfach nicht über den Dingen stehen kann und alles für bare Münze hält, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Denn man muss definitiv Abstand gewinnen und sich bewusst machen, dass es sich um ein ironisch-sarkastisches Buch handelt. Wer allerdings auch mal über sich selbst lachen kann und kein Problem mit Klischees hat, dem kann ich ‚Schantall tu ma die Omma winken‘ ans Herz legen.
Ich danke dem Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag für die nette Zusammenarbeit!

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[Rezi] Brian Conaghan - Jetzt spricht Dylan Mint und Mr. Dog hält die Klappe

04:58 Sarah vom Tintenblog 2 Comments

http://www.amazon.de/Jetzt-spricht-Dylan-Mint-Klappe-ebook/dp/B00JZSXS0C/ref=cm_cr_pr_product_tophttp://www.arche-verlag.com/
Das Leben ist echt nicht fair. Schon gar nicht, wenn man wie Dylan Mint an Tourette leidet und nur noch 6 Monate zu leben hat. Und das mit 16! Mr Dog nennt er seine Krankheit, und dieser bellende, fluchende Hund lässt sich nicht kontrollieren. Das ist aber noch nicht alles: Sein bester Kumpel Amir ist Pakistani, und sobald ihn jemand »Stinkendes Curry« nennt, dreht Mr Dog total durch. Rassismus geht gar nicht. Außerdem vermisst Dylan seinen Vater, der Soldat in Afghanistan ist. Und nicht zu vergessen sexy Michelle Malloy, die auch ohne Tourette exzellent fluchen kann. Drei Dinge nimmt Dylan sich vor, bevor es zu spät ist: mit Michelle Malloy schlafen, seinen Vater nach Hause holen und Amir einen neuen besten Kumpel besorgen. Nicht einfach, aber Dylan lässt nicht locker. Bis er feststellt: Nichts und niemand ist so, wie er vermutet hat. Das Leben ist echt - voll der Bringer.

Zuerst einmal möchte ich etwas zu dem Titel los werden: ich finde in fantastisch, unglaublich passend und er vermittelt auch, dass dieses Buch nicht in gehobener Sprache geschrieben ist.  Mr. Dog ist übrigens der Name seiner Tourette Erkrankung, ein Hund, der ständig flucht und bellt, selbst wenn es überhaupt nicht angebracht ist. Das Cover und die gesamte Aufmachung finde ich wunderschön. 

Ich hatte mir zuvor die Leseprobe angeschaut und war wirklich sehr interessiert. Immerhin handelt es sich um einen Jungen, der mit Tourette und auch dem Tod kämpft. Ein Junge, vor dem man einfach respekt haben sollte, und eine Geschichte, bei der man sich mal selber an die Nase packen sollte, wenn man mal wieder ein dritte-Welt-Problem hat und jammert. Trotz dessen konnte mich Dylan Mint nur mäßig überzeugen, obwohl ich da ein kleines bisschen selbst schuld bin. Denn bereits in der Leseprobe wurde sehr klar, dass die Sprache teilweise gewöhnungsbedürftig ist. Ich fand es auf den paar Seiten eigentlich ganz erfrischend, aber es zieht sich durch das Ganze Buch und mir wurde es dann einfach zu viel. Um ein Beispiel zu nennen: ‚No way‘ – eingefügt in einen komplett deutschen Satz. Das mag heutzutage in der Jugend vorkommen, aber es kommt schon sehr oft vor, wobei no way jetzt nur ein Beispiel ist. Das ging mir mit der Zeit echt auf die Nerven… Dennoch ist der Schreibstil keineswegs schlecht, Brian Conoghan kann mit Worten umgehen und beschreibt Dylans innere Kämpfe sehr detailgetreu und mitreissend. Diese sehr ausgeprägte Umgangssprache kann man immerhin auch als eigenen Stil darlegen, denn eigen ist das ganze sicherlich und würde jüngeren Lesern als mir auch bestimmt besser gefallen. 

Dylan und Amir sind zwei liebenswürdige Charaktere, welche ich direkt sympathisch fand. Amir wirkte immer irgendwie ein wenig schusselig, und genau das hab ich an ihm liebgewonnen. Dylan hat für sein Alter einfach nur extrem gute Absichten, was ich als lobenswert erachte. Allerdings würde ich seiner Mutter gerne mal ein paar Takte erzählen, aber das würde zu sehr spoilern…

Eine mitreißende Thematik, die mir durch den Schreibstil leider ein wenig kaputt gemacht wurde. Dennoch mochte ich Inhalt und Charaktere sehr, so dass ich noch 3,5 von 5 Eulen vergebe.

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[Rezi] Suzanne Collins - Tribute von Panem: tödliche Spiele

15:00 Sarah vom Tintenblog 2 Comments

Überwältigend! Von der Macht der Liebe in grausamer Zeit ... Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln - was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben? Eine faszinierende Gesellschaftsutopie über eine unsterbliche Liebe und tödliche Gefahren, hinreißend gefühlvoll und super spannend.

Die Tribute von Panem ist wohl so eine Reihe, die gefühlt 3 Milliarden Menschen bereits gelesen, geliebt und auch rezensiert haben. Aus irgendeinem Grund hat mich das beinahe schon abgeschreckt, warum noch eine Rezension schreiben? Ich bereue es aber, das Ganze erst so spät gelesen zu haben, denn es gefiel mir außerordentlich gut.

Das Ganze ist eine Dystopie und spielt in der USA, auch wenn es  hier nun Panem heißt. Panem ist in 12 Distrikte plus das Kapitol (= Sozusagen die Regierung, alle besser betuchten befinden sich hier) eingeteilt, und aus jedem Distrikt müssen jedes Jahr ein Junge und ein Mädchen in die sogenannten Hungerspiele ziehen. In diesen Hungerspielen treten also 24 Gegenspieler auf, und wer nun denkt, dass es sich um eine Art Olympische Spiele handelt ist gaaanz weit davon entfernt, auch wenn das Ganze genauso zur Unterhaltung dient, wenn auch nur fürs Kapitol. Denn in Wirklichkeit findet es in einer riesigen Arena statt, welche jedes Jahr anders aussieht und gewinnen kann nur einer – nämlich derjenige, der als letztes noch lebt. Dementsprechend sterben jedes Jahr 23 junge Menschen in diesen Hungerspielen.

Für Distrikt 12 tritt die junge Katniss Everdeen in die Hungerspiele, obwohl eigentlich ihre kleine Schwester Prim ausgelost worden ist. Katniss hat sich aber freiwillig gemeldet, so dass sie nun mit Peeta, dem männlichen Tribut, in die Hungerspiele ziehen muss. Katniss ist 16 Jahre alt und trotz ihrer hingebungsvollen Liebe ihrer Schwester gegenüber kann sie einem ganz schön auf die Nerven gehen. Sie ist bei weitem nicht die perfekte Protagonistin, ja teilweise habe ich mir beinahe schon gewünscht, dass sie bloß nicht gewinnt, da mir andere sympathischer wurden. Trotz alledem hat sie gute Seiten an sich, auch wenn sie die nur selten zeigt. Peeta hingegen ist direkt sympathisch, und wirkt viel zu sanft für solche „Spiele“. So machen sich die zwei auf ins Kapitol, wo sie von Effie Trinket begleitet werden. Effie hat die Verlosung vollzogen und ist in etwa so etwas wie eine Organisatorin für die beiden. Im Kapitol angekommen werden sie von Haymitch Abernathy gecoacht, welcher eines der anderen Hungerspiele für Distrikt 12 gewonnen hat. Haymitch ist ein Säufer und nicht gerade der Traumcoach, doch auch er hat seine guten Seiten. Eine Person will noch genannt werden, auch wenn er in diesem Band nicht die allergrößte Rolle spielt – Gale. Gale ist Katniss bester Freund, und ja, irgendwie scheint sie auch Gefühle für ihn  zu haben. Und für Peeta. Und Für Gale. Wo wir am ersten Knackpunkt wären – die liebe, nervige Katniss kann sich beim besten Willen nicht entscheiden, welcher der Jungs denn nun ihre Gunst verdient hätte. Obwohl das wohl in Angesicht der Hungerspiele auch wirklich egal scheint. ;)


Die Handlung des Buches ist einfach nur blutig. In allen Facetten – Teenager werden auf verschiedenste, und auch brutalste Art und Weisen umgebracht, um dem Kapitol eine Belustigung zu bieten. Und sollten sie sich mal nicht gegenseitig umbringen – macht nichts, der sogenannte Spielemacher, der alles in der Arena steuert, sorgt dann schon für die nötige Action. Ich finde das wirklich Brutal und würde das Buch auch beinahe nicht als Jugendbuch durchgehen lassen. Man könnte darin sogar eine Kritik an unsere Medienwelt verstehen, denn seien wir mal ehrlich: keiner gibt zu das Dschungelcamp zu gucken, und doch machen es viele, obwohl sich dort irgendwelche Leute quälen.  Viele schauen sich auch Boxkämpfe an, wo sich gegenseitig gehörig auf die Fresse gehauen wird, bis einer nicht mehr kann. Klar, es ist nicht dasselbe, aber im Grunde treibt uns die selbe Sensationsgier dazu. Die Tribute von Panem sind grausig, sie sind blutig, masochistisch und einfach nur widerlich – und dennoch so faszinierend, dass man es nicht zur Seite legen mag. Dieses lag in meinem Fall aber weniger an den grausamen Morden, als das ich wissen wollte, ob Band 2 dann zwei neue Protagonisten beherbergt oder ob wir Katniss und Peeta wiedersehen. Ich fand diesen Band 1 einfach nur unglaublich spannend, wenn nicht sogar am spannendsten.


Der Schreibstil ist abgesehen von den Grausamkeiten Jugendbuchtypisch, es gab keine Worte die ich nicht verstand oder sowas. Erzählt wird in der Ich-Perspektive, was einem theoretisch die Gefühlswelt von Katniss nahe bringen könnten, wenn sie denn viele Gefühle hätte ;)  Ich hätte mir jedoch am Anfang mehr Infos über die Distrikte usw gewünscht, denn am Anfang weiß man einfach mal nichts. 

Band 1 hat mich nachdenklich zurückgelassen und so schnell habe ich wohl noch nie zu Band 2 gegriffen – daher absolute Empfehlung :)

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