[Rezension] Antonia Michaelis - Niemand liebt November

15:25 Sarah vom Tintenblog 10 Comments

 
"Schatten der Vergangenheit: ein Spiel um Leben und Tod.

Kurz vor Ambers sechstem Geburtstag verschwanden ihre Eltern auf unerklärliche Weise. Jetzt ist Amber, die eigentlich November heißt, 17 Jahre alt und glaubt, eine Spur zu haben. Doch was hat es mit dem Jungen auf sich, der in dem erleuchteten Zelt ein Buch liest, sich aber in Luft auflöst, sobald sie sich ihm nähert? Welche Ziele verfolgt der Kneipenwirt, zu dem sie sich immer stärker hingezogen fühlt, und der immer für sie da zu sein scheint? Steckt er vielleicht sogar hinter den anonymen Drohungen, die sie erhält? Amber muss sich entscheiden: zwischen ihrer zerstörerischen Vergangenheit und dem Aufbruch in die Zukunft.

Ein großer Roman von Antonia Michaelis: eine starke, zugleich verletzliche Heldin inmitten mörderischer Geheimnisse, soghaft zwischen Traum und Realität und atemlos spannend."
Quelle: Oetinger
Ich finde das Buch wirklich schön gestaltet und vor allem passt das Cover gut zum Inhalt. Es spiegelt ebenfalls die Stimmung wieder. Besonders toll finde ich aber, dass man auf dem Schutzumschlag zwar das Zelt sieht, dieses aber auf dem Buch selber "verschwindet", also alles dort ebenfalls abgebildet ist, außer das Zelt. Das nimmt hervorragend Bezug zum Inhalt. :-)
„Niemand liebt November“ – ein Titel, der trauriges, vielleicht sogar düsteres verspricht. Im Grunde genommen wurde dieses Versprechen auch eingehalten, ich habe regelrecht schlechte Laune beim Lesen bekommen. Es hat mich total runtergezogen und beinahe depressiv gemacht, natürlich nur vorrübergehend. Das muss nichts schlechtes sein, und irgendwie hatte ich so etwas ja auch erwartet, aber das ganze Buch empfand ich einfach nur als sehr negativ eingestellt, also von der Stimmung her. Ich weiß natürlich nicht wie es anderen geht, aber ich persönlich finde, dass ein Buch eher Höhen und Tiefen beinhalten sollte als nur Tiefen.  

Aber erstmal zu den Charakteren. November, oder Amber, ist 17 Jahre alt. Bereits als sie ein kleines Kind war, sind ihre Eltern verschwunden, woraufhin Amber viel hin und her geschoben wurde und im Grunde auf sich allein gestellt war. Ist ja auch verständlich, wenn sie nie besonders lange in einer Familie oder einem Heim blieb, konnte sie auch keine gute Bindung zu irgendwelchen Erwachsenen aufbauen, welche sie dann an die Hand nehmen könnten. Dementsprechend ist sie ziemlich verkommen, beinahe so wie man sich Jugendliche auf der Straße vorstellt. Was mich aber ein wenig störte war, dass sie oftmals ein Verhalten wie ein kleines Kind an den Tag legte und dann wieder als wäre sie die erwachsenste Person der Welt. Ich konnte mich leider nicht mit ihr identifizieren und auch nur bedingt in sie hinein versetzen. Sie war mir oftmals eher unsympathisch und mir war es beinahe egal was sie mit sich und ihrem Körper so anstellt. 

Katja, der Kneipenwirt, wirkte auf mich eigentlich ziemlich sympathisch. Er verschließt sich zwar sehr gerne und zeigt seine wahren Gefühle nicht, aber dennoch dachte ich die ganze Zeit, dass er ein „dufte Kerl“ ist. 

Dann gibt es noch einen Jungen, welchem Amber anfangs immer in seinem Zelt lesen sieht. Doch jedes Mal, wenn sie sich dem Zelt nähert, verschwindet dieses inklusive dem Jungen. Manchmal steht auch nur das Zelt noch da – aber bildet Amber sich das Ganze nur ein? Gibt es diesen Jungen doch? Bis kurz vorm Ende war ich mir unschlüssig, vor allem, wer denn nun die Drohungen an Amber schreibt. Es könnte natürlich Katja sein, bei welchem ich aber immer den Eindruck hatte, der wäre zu lieb dafür. Dann könnte es der Junge sein, der immer verschwindet, weil er Angst hat aufzufliegen. Oder es ist jemand ganz anderes… Fragen über Fragen… 

Und genau diese Rätselei ist der einzige Grund, weshalb ich das Buch überhaupt beendet habe. Man will ja wissen wie es ausgeht. Doch die düstere Stimmung und die fehlende Sympathie zu Amber hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, so dass ich das Buch sehr oft wieder zur Seite gelegt hatte und nur schleppend vorankam. 

Der Schreibstil war eigentlich angenehm, wenn eben auch enorm düsterer Stimmung. Manchmal wirkte er aber leider abgehackt, was ich schade fand, vor allem weil anderes dann widerum sehr flüssig voran ging. Was ich sehr schade fand ist, dass man bis zum Ende denkt, jetzt passiert was ganz wichtiges, und dann passierte irgendwie doch nichts… 

Alles in allem konnte mich „Niemand liebt November“ leider nicht so richtig überzeugen. Ich wollte es unbedingt lesen, der Klappentext hatte mich richtig heiss gemacht, aber meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. 
Dieses Buch ist für all jene geeignet, die etwas für die kalten Wintertage mit düsterer Stimmung suchen. Ein Sommerbuch ist es auf jedenfall nicht, und fröhlich ebenfalls nicht. Wer also etwas fröhliches sucht, sollte einen ganz gewaltigen Bogen drum machen. Da ich die Story an sich aber dennoch nicht schlecht finde, vergebe ich immerhin noch 3,5 von 5 Leseeulen :)

10 Kommentare:

  1. Hi Sarah

    Hast du schon einmal ein Buch von Antonia Michaelis gelesen? Ich habe schon mehrfach gehört, dass sie immer sehr spezielle, eher düstere Romane schreibt, es aber leider immer noch nicht geschafft.
    Da mit das Cover von "Niemand liebt November" so gut gefällt, hatte ich das einmal ins Auge gefasst ... jetzt nach deiner Rezension warte ich einmal weitere Stimmen dazu ab.

    lg Favola

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Favola,

      Ja, habe ich. Aber ich fand dieses Buch einfach eeeenorm düster, was mich prinzipiell ja auch nicht stört, aber dass ich davon schon fast ne depressive Stimmung bekomme hab ich dann doch nicht erwartet. :D

      Löschen
    2. Oh ja, das glaube ich dir gerne .... so soll es mit dem Lesen ja auch nicht sein ....
      Was hast du denn bisher von der Autorin gelesen?

      lg Favola

      Löschen
  2. Ich mag die Bücher von A. Michaelis total ;)
    hab schon einiges von ihr gelesen und war bisher immer recht begeistert :)
    Daher steht dieses hier auch auf meiner Wunschliste, werde es aber auch tatsächlich dann an einem "Schlecht-Wetter-Tag" lesen weil ich für sowas auch die nötige Atmosphäre brauche ;)
    LG Ela

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Ela,

      Ja, ich hätte es auch bei schlechterem Wetter lesen sollen, wär vielleicht ein wenig besser gewesen. Normalerweise juckt es mich nicht, ob ich im Sommer was von Weihnachten lese oder im Winter was vom Sommer, aber hier ist es wirklich nötig :-)

      LG
      Sarah

      Löschen
    2. Mich juckt es normalerweise auch nicht zu welcher Zeit ich welches Buch lese aber es gibt bei mir manchmal so gewisse Launen, bei denen ich dann doch einfach eine bestimmte Atmosphäre brauche ;)

      Löschen
  3. Hallöchen,
    ich habe zwar volle Punktzahl vergeben, verstehe aber auch deine Kritik. Mich hat das Buch mit einer Menge Wut zurück gelassen. Die Oberflächlichkeit mancher Eltern macht mich sprachlos.
    GLG,
    Mel

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hey

      Oh ja, das worauf du ansprichst fand ich auch unheimlich schlimm und wünsche es echt niemandem. Da wär ich auch am liebsten ins Buch gesprungen und hätte die eine oder andere Backpfeife verteilt...

      LG
      Sarah

      Löschen
  4. Antonia Michaelis hat ein Faible für außergewöhnliche, rätselhafte und oft auch ein wenig düstere Geschichten und sie gehört definitiv zu meinen Lieblingsautoren. Jedoch hat mich dieses Buch sehr enttäuscht. Die Geschichte macht wirklich depressiv und am Ende ist man nur noch mehr getrübt, da man doch irgendwie auf einen positiveren bzw. spektakuläreren Ausgang hofft.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bin wirklich froh, dass du das schreibst! Ich durfte mir schon anhören, dass man das zu erwarten hat, wenn man ein Buch von ihr liest. Die Aussage fand ich irgendwie doof..

      Löschen