[Interview] Jordis Lank

05:00 Sarah vom Tintenblog 0 Comments

Ihr Lieben,

Ich hatte die wunderbare Freude Jordis Lank zu interviewen. Für all jene, die sie nicht kennen: Sie hat die "Raukland-Trilogie" geschrieben, wovon ich den ersten Band bereits hier rezensiert hatte. Mir gefiel es sehr und Jordis ist auch wirklich sehr, sehr nett - aber hey, bevor ich hier zu lange rumschwärme: Butter bei de Fische :D



Hallo Jordis! Schön, dass Du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Magst du uns ein wenig über dich erzählen?
Hallo Sarah - aber gerne doch!
Was gibt es über mich zu sagen ... also, ich lebe und schreibe im Bergischen Land, was aber nicht so heißt, weil es dort besonders bergig wäre, sondern weil der Name vom Grafen vom Berg kommt. Aufgewachsen bin ich in einem riesigen, halbwilden Garten mit vielen Tieren, der auch heute noch mein kleines Paradies ist. Ich war schon immer gerne draußen, Geocachen ist eins meiner Hobbies, ich jongliere seit vielen Jahren, ich reise gern  (vor allem in nordische Länder) und fürs Drinnen habe ich einen riesigen Brettspielestapel – neben vielen, vielen Büchern. Das Schreiben ist jedoch mein größtes und zeitintensivstes Hobby.

Du arbeitest im wissenschaftlich-technischen Bereich und interessierst dich dennoch sehr für die Natur, was alles andere als zusammenpasst. Würdest du dich selbst als einen sehr vielfältigen Mensch bezeichnen?
Nun ja, irgendwie waren Mathe und Naturwissenschaften so ziemlich das, was mir in der Schule am meisten Spaß machte, da bin ich in diesen Bereich reingerutscht ;) Mein Beruf hängt mehr mit dem Schreiben zusammen als mit der Natur: Ich programmiere spezielle Software und das Programmieren hat erstaunlich viel mit dem Schreiben von Romanen gemeinsam: beides hat einen kreativen und einen logischen Teil und gerade diese Kombination macht mir Spaß.
Die Liebe zur Natur habe ich von meinem Vater geerbt, der hat mir unheimlich viel darüber beigebracht. Ich hab mir zudem viel kindliches Staunen bewahrt und sehe überall kleine Dinge, über die ich mich freue – und wenn die Kranichschwärme über uns hinwegziehen, bin ich in Dauerekstase :D

Würdest du sagen, dass du persönliche Erfahrungen in deinen Büchern behandelt hast oder dich Situationen im Schreiben beeinflusst haben?
Ehrlich gesagt, kann es nie so recht glauben, wenn Autoren behaupten ihre Bücher haben rein gar nichts mit ihnen zu tun ;) In „Rauklands Sohn“ geht es zum Beispiel um Freundschaft, etwas, das mir schon immer sehr wichtig war. Ich fand den Gedanken, dass jemand, der noch nie Freundschaft erfahren hat, gezwungen ist einen Freund zu finden (zunächst in keiner guten Absicht) und dann mit dem machtvollen Gefühl, dass ihm vertraut wird konfrontiert wird, faszinierend. Zudem ist Ronan – der Protagonist der Raukland-Trilogie – ein absoluter Frühaufsteher, das hat er ganz klar von mir :-)

Wie kam dir denn die Idee zur Raukland-Trilogie?
Die Grundidee einer ganz besonderen Freundschaft war – wie oben erzählt – zuerst da. Raukland und vor allem Lannoch wurden jedoch in meinem Sehnsuchtsland Island geboren. Ich liebe die Einsamkeit dort, die Stille und die lichtdurchfluteten, dramatischen Landschaften und träume davon ein Jahr dort zu leben. Wer jemals dort oben gewesen ist, der wird einiges in Lannoch wiedererkennen.

Wie lange hast du für das Schreiben gebraucht?
Ewig. Rauklands Sohn als erster Band der Raukland-Trilogie ist mein Debut. Das heißt, ich musste erst einmal das Schreiben erlernen. Ich habe unzählige Schreibratgeber gelesen, dann Workshops besucht, andere Autoren als Testleser gesucht, war auf Recherchereise – Band 1 habe ich ungelogen fast 60 mal überarbeitet und das war auch gut so, gerade am ersten Buch lernt ein Autor unheimlich viel. Beim zweiten und dritten ging es dann schneller, aber ich brauche dennoch mindestens zwei Jahre pro Buch, eins um die erste Version zu schreiben und dann noch eines zum Überarbeiten.

Hast du dir vorher alles zurecht gelegt oder spontan drauflos geschrieben?
Beim ersten Buch habe ich einfach angefangen und drauflos geschrieben. Die Vorgehensweise finde ich rückblickend gar nicht mal so verkehrt: meine Geschichten werden allesamt von Figuren und deren Beziehungen getragen und dazu muss ich sie wirklich gut kennenlernen - das kann ich immer noch am besten beim Schreiben. Trotzdem war der erste Wurf ein ziemliches Trial und Error, ich wusste einfach noch nicht, wie ich gut und zielgerichtet arbeiten kann.
Bei den Folgebänden hatte ich dann einen Kapitelplan und ein Arbeitsexposé, da lief alles viel strukturierter ab. Aber das heißt nicht, dass die Figuren sich nicht immer mal wieder selbstständig machen und meinen Plot über den Haufen werfen oder dass völlig unerwartet Szenen vom Himmel fallen. Ich liebe das und es macht für mich die Magie des Schreibens aus, dieses Glücksgefühl, wenn sich eine ungeplante Szene auf einmal von selbst erzählt und ich kaum noch schnell genug tippen kann, um hinterher zu kommen – das macht süchtig :)

Ich bin neugierig, und ich denke ‚unsere‘ Leser auch: Kannst du uns ein Bild deines Arbeitsplatzes zeigen?
Mein Arbeitsplatz, der sieht so aus:

Meine Tastatur ist total abgenutzt, seht ihr die weißen Stellen unten am Rand? Manche Buchstaben wie E, S, N, A sowie Punkt, Komma und die Pfeiltasten haben gar keinen Aufdruck mehr, aber das macht nichts, ich tippe nämlich blind (und sehr schnell) und schreibe ohnehin gerne, wenn es im Raum stockdunkel ist. Dann gibt es nichts, was mich ablenken könnte, und ich kann wunderbar im Text versinken!
Die Pfeile oben rechts, das sind übrigens Broghans Wespenpfeile (die ihr kennt, wenn ihr Band 2 der Raukland Trilogie gelesen habt). Mit diesen Pfeilen und einem Langbogen durfte ich zusammen mit meinem Mittelalterexperten im Bregenzer Wald herumrennen – das war ein tolles Erlebnis!

Und hast du bestimmte Gewohnheiten, ohne die du nicht schreiben kannst?
Ganz wichtig ist die Teekanne, ohne Tee kann ich nämlich nicht schreiben. Na gut, ohne Tee funktioniere ich so ziemlich überhaupt nicht, zumindest brauche ich eine große Tasse davon, bevor mein Tag starten darf,
Dann höre ich gerne Musik, am liebsten über Kopfhörer. Ich habe eine riesige Sammlung an Soundtracks, die ich rauf und runter höre, es stört mich nämlich, wenn jemand singt, wenn ich schreibe.
Und dann neige ich dazu ziemlich viel Schokolade zu essen, wenn ich schreibe ... oder Kekse ... oder Gummibärchen ... oder ...

Denkst du, jetzt nach der Beendigung und Veröffentlichung der Trilogie, immer noch darüber nach, wie es weitergehen könnte? Wenn ja, kannst du uns ein wenig darüber erzählen?
Weiter mit Raukland, meinst du? Ich habe in der Tat große Probleme gehabt mich aus Raukland zu lösen. So viele Jahre habe ich mit den Figuren in ihrer Welt verbracht und selbst als das Wort ‚Ende‘ unter dem dritten Band stand, haben sie nicht aufgehört mir von sich zu erzählen. Aber die Trilogie war beendet, Ronans Geschichte erzählt, ich konnte und wollte nichts mehr aufschreiben. Wochen, nein, Monate hat es gedauert, bis ich ohne einen Anflug von Traurigkeit daran denken konnte, dass Raukland nun abgeschlossen war – ich hatte richtiggehend Heimweh.
Aber nun bin ich drüber weg und arbeite an einem neuen Projekt. Es wird also weitere Bücher und andere Figuren geben, aber Raukland wird immer etwas ganz besonderes sein. Irgendwann, wenn ich eine alte Omi bin, werde ich dann im Schaukelstuhl sitzen und mich zurück nach Raukland träumen – so lange müssen Ronan, Liam und all die anderen auf mich warten.

Gibt es abschließend noch etwas, was du uns mitteilen magst?
Wenn ich erzähle, dass ich Schreibe, höre ich oftmals ein sehnsuchtsvolles Seufzen und den Satz " das wollte ich schon immer mal machen!", gefolgt von einem "aber ...". Ich habe selbst massenhaft Abers gedacht, bevor ich endlich ernsthaft anfing zu schreiben, und dabei so viel verpasst: All die Welten, in die ich hätte eintauchen können, all die Figuren, die ich hätte kennenlernen können!
Was ich loswerden möchte: Wenn Ihr den Wunsch zu Schreiben in euch spürt - dann tut es. Nicht wegen einer möglichen Veröffentlichung oder um reich und berühmt zu werden (letzteres passiert ohnehin nur den allerwenigsten), sondern wegen dem Schreiben selbst. Schreiben ist ein viel intensiveres Erlebnis als das Lesen. Manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit und das Schreiben ist wie ein Rausch - ein einzigartiges, großartiges Gefühl, das süchtig macht. Vielleicht wollt Ihr es ja mal ausprobieren?

Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte, liebe Sarah! Die Fragen haben viel Spaß gemacht :-)

Ich habe dir zu danken, liebe Jordis! :-)

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